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Herbstbrief 2023

Herbstbrief  2023 als Bild, beidseitig
Herbstbrief 2023 als Bild, beidseitig

Liebe Mitglieder, Förderer, Freunde und Unterstützer des

Vereins Vogelschutzwarte Storchenhof Loburg e. V.,

ein ungewöhnlich guter Storcheneinflug im Frühjahr bescherte uns die arbeitsreichste Storchensaison der letzten 22 Jahre. In den Top10 der Weißstorchpflegejahre auf dem Storchenhof reiht sich das Jahr 2023 zum jetzigen Zeitpunkt mit 81 Pflegestörchen auf dem 6. Platz ein. Mehr Weißstörche (84) wurden zuletzt im Jahr 2001 aufgenommen. Hoffen wir, dass wir nicht in den kommenden Jahren nach dem (negativ-)Rekord des Jahres 2000 mit damals 102 Pflegestörchen streben.

Die hohe Anzahl an Pflegetieren spiegelt auch die Bestandsentwicklung nach dem hoffnungsvollen Saisonbeginn wieder. Trotz vieler besetzter Nester im Frühjahr und unzähligen Horstneugründungen (gern auf Strommasten) war die Zahl der erfolgreichen Bruten aufgrund der ungünstigen Witterungslage (langanhaltend heiß und trocken) während der Hauptwachstumszeit, insb. der Ostzieherküken, letztendlich nur durchschnittlich. Das ansonsten feuchte Frühjahr verhinderte glücklicherweise größere Ausfälle.

Für uns unmittelbar erfreulich war die Anzahl der Weißstorchpaare hier in Loburg. Alle 5 etablierten Horste waren besetzt. Das Nest am Sportplatz wurde, leider für eine Brut zu spät, von einem neuen Paar für sich entdeckt und auf dem Schornstein der alten Diskothek gegenüber der Kita schaffte ein junges Weißstorchpaar nach einem recht späten Einflug nicht nur einen soliden Horstneubau, sondern sogar noch eine erfolgreiche Brut mit 2 flüggen Jungen. Die große Freude an einem weiteren Neubau im Nachbarort Rottenau wurde einige Zeit später durch die weitaus größere Trauer um unseren Brut- und Senderstorch Nobby getrübt. Dieser war bei seiner Rückkehr Anfang April nach verlorenem Kampf um den Haupthorst nach Rottenau ausgewichen. Im neu errichteten Horst brütete er mit seiner Angetrauten zwei Eier aus. Die Küken waren erst wenige Tage alt als Nobby in Folge eines Verkehrsunfalls verendete. Onny und Socke, wie die zwei später von ihren Paten genannt wurden, wuchsen auf dem Storchenhof schnell heran und wurden, wie 26 andere Pflegeküken, im Adoptionsverfahren in neue Storchenfamilien integriert. Socke war schließlich auch einer von 21 besenderten Jungstörchen aus Loburg und dem Altmarkkreis Salzwedel. Wie auch im Vorjahr dient die Besenderung dieser Vögel der Datengewinnung für das Projekt des Max-Planck-Institutes für biologische Intelligenz zur Ermittlung der Zugentscheidungen und Todesursachen junger Weißstörche. Auf unserer Internetseite berichtet unser Social-Media-Team um Petra und Holger Meyer regelmäßig über das Schicksal der Tiere.

Ein in diesem Jahr verstärkt in den Fokus gerücktes Problem war das der „Gummibandstörche“. Im gesamten Bundesland verendeten etliche, überwiegend junge, Weißstörche an unverdaulicher Nahrung, die ihren Magen und Schlund blockiert hatte. Typischerweise werden Gummibänder, wie sie z.B. beim Bündeln von Radieschen verwendet werden, für Regenwürmer gehalten. Reste von Obst-/ Gemüsenetzen, Plastiktütenschnipsel und Meisenknödelnetze aus bisher unbekannten Quellen (vermutlich Kompostieranlagen/ Biomülldeponien) werden ebenfalls in großen Mengen von Altstörchen als Polstermaterial und Kükenfutter in die Nester getragen. Die regelmäßig damit gefütterten Jungen verhungern bei vollem Magen. Wenn auch in diesem Jahr scheinbar besonders dramatisch, ist das Problem als solches nicht neu. Eine Untersuchung toter Störche aus den Vorjahren fand auch in einigen dieser Tiere große Mengen ungeeigneter Nahrung in den Mägen. Unser eindringlicher Appell lautet daher: bitte werfen Sie keine anorganischen Bestandteile in die Biotonne! Auch „kompostierbare“ Plastiktüten gehören nicht in den Biomüll. Ihre vollständige Zersetzung dauert immer noch viel zu lang und so werden auch sie zur Gefahr für die Tierwelt.

Kranich Schöni wird ebenfalls weiterhin intensiv betreut. Der große Pflegeaufwand, der neben dem täglichen Lauf- und Bewegungstraining auch die Physiotherapie und die Einheiten im Unterwasserlaufband umfasst, wird hauptsächlich durch unser Vereinsmitglied Volker Quedenfeld gestemmt. Leider waren die unzähligen Auswilderungsversuche mit Kranichdame Bella nicht von Erfolg gekrönt. Zu stark ist ihre Fehlprägung, sodass wir uns im September zur Abgabe an den Tierpark Köthen entschieden haben. Für die tiermedizinische Betreuung gilt unser Dank vor allem der Tierklinik Dr. Niels Mensing in  Magdeburg und der Tierarztpraxis Dr. Andres Pohl in Haldensleben. Die physiotherapeutische Begleitung für Kranich Schöni übernimmt Sandra Rädel aus Gommern.

Im Mai konnte unser neues Umweltbildungszentrum im Beisein etlicher interessierter Gäste, unter ihnen Guido Puhlmann (Biores. Mittelelbe), Doreen Krüger (Bürgermeisterin Stadt Möckern), Vorstand der LEADER LAG Mittlere Elbe-Fläming, Dr. Ralf-Peter Weber, Gabriele Schmohl (Ortsbürgermeisterin Stadt Loburg) und viele weitere, eröffnet werden. Die Räumlichkeiten wurden seither schon viel, vor allem für Präsentationen zur Prinzesschenreise durch den Vereinsvorsitzenden, genutzt.

Sehr förderlich und konstruktiv waren die Beratungen im Rahmen der Anerkannten Naturschutzvereinigungen mit Minister Prof. Dr. Willingmann und die Zusammenarbeit mit dem Landesverwaltungsamt und dem Landesamt für Umweltschutz.

Erst am vergangenen Wochenende fand das Mitmachwochenende des Vorstands unter tatkräftiger ehrenamtlicher Hilfe, u.a. der Storchenfreunde aus Fohrde, statt. Auch unsere 3 Teilnehmer/innen des aktuellen Zyklus des freiwilligen ökologischen Jahres haben bei dieser Aktion fleißig und engagiert mit angepackt. Gleich mehrere Baustellen wurden an dem Wochenende bearbeitet: der Sichtschutz unserer Greifvogelvoliere wurde erneuert, der Internetanschluss für unser Umweltbildungszentrum vorbereitet und der Umkleidebereich für unsere Mitarbeiter wurde in Angriff genommen.

Neben der umfangreichen Tierpflege betreuten unsere engagierten Mitarbeiter/innen in diesem Jahr bereits über 10.000 Besucher, die bei einem Ausflug auf den Storchenhof wissenswertes über die Eigenheiten und Bedürfnisse unserer Pflegetiere, den Umwelt- und Naturschutz und unsere Arbeit im Allgemeinen erfahren haben.

Nun befinden wir uns im Endspurt zum Jubiläumsstorchentag. Ganz genau die 30. Sachsen-Anhaltischen Storchentage stehen in gut zwei Wochen, vom 20.-22. Oktober, bevor. Neben einem interessanten Vortragsprogramm haben wir auch einen durch die NABU-BAG Weißstorchschutz organisierten Workshop zum Thema Weissstorcherfassung.de und natürlich wieder viele nette Gespräche mit gleichgesinnten auf dem Programm. Ein kleines Highlight wird die Enthüllung eines Künstlerprojektes am Sonntag, den 22.10., auf dem Storchenhof. Über zahlreiche Teilnahme und ein Wiedersehen mit alten Bekannten freuen wir uns bereits jetzt sehr!

Unentbehrlich bleibt die Unterstützung unserer Vereinsmitglieder, Sympathisanten, Gäste und Besucher und das wohlwollende Entgegenkommen von Politik, Verwaltung, Betrieben, Einrichtungen und Vereinen für das wir uns bei Ihnen/ Euch allen ausdrücklich bedanken wollen. Hervorzuheben ist hier u.a. die enge Zusammenarbeit mit der NABU-BAG Weißstorchschutz. Bleiben Sie/ Ihr an unserer Seite. Weißstorch, Natur und Mensch brauchen unser aller kontinuierlichen Einsatz.

Mit ganz herzlichen Dankesgrüßen und guten Wünschen im Namen des gesamten Vorstandes Ihr/Euer

Christoph Kaatz und alle Storchenhofbewohner

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