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Herbstbrief 2024

Herbstbrief  2024 als Bild, beidseitig
Herbstbrief 2024 als Bild, beidseitig

Liebe Mitglieder, Förderer, Freunde und Unterstützer des Vereins Vogelschutzwarte Storchenhof Loburg e. V.,

wird Loburg bald offiziell zur „Storchenstadt“? Vermutlich wohl eher nicht, aber wie schon im letzten Jahr gab es auch in diesem Jahr wieder einen sehr reichlichen Storcheneinflug im Frühjahr. Obwohl dies bekannte Schattenseiten (Horstkämpfe, Brutverluste etc.) mit sich bringen kann, ziehen wir in diesem Jahr doch ein überwiegend positives Fazit. Anstelle heftiger Auseinandersetzungen um etablierte Horste gab es wiederum mehrere Horstneugründungen, sodass wir in Summe in diesem Jahr die stolze Anzahl von 10 besetzten Horsten erreichten. Nachwuchs gab es immerhin bei sieben dieser 10 Paare. Die anderen drei HPa sollten für das kommende Jahr noch etwas an ihrem Zeitmanagement arbeiten. Wer zu spät kommt, den bestraft das Storchenleben eben mit dem Ausbleiben des Bruterfolges.

Die hohe Rückkehrrate bedingte allerdings erneut auch eine hohe Pfleglingsanzahl, die mit bisher 79 Weißstorchaufnahmen nur knapp unter der des Vorjahres (82) lag. Hinzu kamen 27 Greifvögel und 42 sonstige Vögel. Kurios waren dabei in diesem Jahr Häufungen von Federanomalien sowie von Oberarmknochendeformationen bei Störchen aus den verschiedensten Regionen Sachsen-Anhalts und darüber hinaus. Einige dieser Vögel werden niemals ein Leben in Freiheit führen. Zu unserer großen Freude konnten wir allerdings Störchin Kerstin nach ihrer sehr pflegeintensiven Zinkvergiftung in diesem Jahr guten Gewissens entlassen. Unerwartet verlassen hat uns Anfang des Jahres Kranich Schöni. Genauso ratlos wie bei seiner Einlieferungsursache lässt er uns mit seiner Todesursache zurück. Diese konnte trotz intensiver tiermedizinischer Untersuchungen nicht geklärt werden. In Erinnerung an ihn und alles, was wir aus seiner Pflege für zukünftige Behandlungen gelernt haben, finden Besucher nun eine Gedenktafel und ein Denkmal auf dem Storchenhofgelände. Ratlos stand auch ein ehemaliger Weißstorch nach seinem Sturz in einem Hohenseedener Schornstein. Nach seiner Rettung erhielt der unfreiwillige Schornsteinfeger, der nun mit seinem ungewöhnlichen Gefieder das Personal und die Besucher des Storchenhofes verzauberte, den Namen Gandalf der Graue. Bleibt zu hoffen, dass wir ihn in einigen Jahren, gereift und vor allem sauber als Gandalf den Weißen wiedersehen.

Für die tiermedizinische Betreuung gilt unser Dank vor allem der Tierklinik Dr. Niels Mensing in Magdeburg.

„Von Außerhalb“ kamen nicht nur wieder sehr viele menschliche Besucher, sondern auch etliche Jungstörche am 08. August nach Loburg. Eine derart große Ansammlung wildlebender Störche (96 Vögel wurden gezählt) hatte man bis dato hier noch nie erlebt. Glücklicherweise handelte es sich dabei nicht um „Horrorstörche“, wie die Presse über eine noch größere Ansammlung aus der Bodenseeregion titelte. „Unser“ Jungstorchtrupp wusste sich sehr gut zu benehmen und sorgte neben ein paar weißen Spuren auf den Dächern der Stadt, die der nächste Regen schon wieder fortwusch, für überwiegend freudige Erregung bei den Loburger Bürgern. Und, auch wenn die lokale Presse von einer Invasion sprach, können wir beruhigend feststellen, dass es sich bei Weißstörchen nicht um eine invasive Spezies handelt.

Neben Presseanfragen erreichten uns auch in diesem Jahr wieder zahllose Anrufe und Emails mit Notrufen und Beratungsbitten. Neben Privatpersonen waren unter den Anfragenden u.a. auch Tierärzte und Behördenmitarbeiter, die durch unsere Mitarbeiter stets kompetent zu den verschiedensten Themen wie z.B. dem Umgang mit verletzten Vögeln, dem Bau von Nistunterlagen oder den Verhaltensgewohnheiten von Weißstörchen beraten wurden.

Eine weitere Premiere war die erfolgreiche Brut eines wilden Waldohreulenpärchens auf dem Storchenhof. In einem Elsternest auf einer Fichte zogen die beiden Nachtgreifvögel vier Jungtiere groß. Leider endete das Leben eines Jungeulchens nach einem Flug über die Chausseestr., bei dem sie sich den Flügel brach und wahrscheinlich auch einige innere Verletzungen erlitt. Anthropogene, also menschengemachte, Verletzungsursachen rangieren nach wie vor unangefochten auf Platz 1 der Einlieferungsgründe. Einige Vögel schaffen es allerdings gar nicht erst bis zum Hof. So gab es auch in diesem Jahr wieder einige Todesfälle durch Gummibänder, erneut überwiegend nachgewiesen im südlichen Saalekreis, aber auch im Landkreis Wittenberg. Über Storchenabschüsse im Libanon empörte es sich leicht. Dass so etwas auch hierzulande immer wieder passiert, wird dabei gern verdrängt. Diesen Altstorch kostete der Beschuss mit einem Luftgewehr das Leben. Selbstverständlich gibt es aber auch immer wieder natürliche Todesursachen. Auch hier gab es in diesem Jahr einen besonderen Fall im LK Wittenberg. Eine Windhose zerstörte einen Storchenhorst. Ein Jungstorch überlebte das Unwetter nicht. Sein Geschwister hatte mehr Glück, überlebte den Absturz stark durchnässt aber nahezu unverletzt und konnte nach einigen Wochen Pflege auf dem Storchenhof in den Horst am Sportplatz zu einer Adoptivfamilie ziehen. An dieser Stelle möchten wir einmal allen engagierten Weißstorchbetreuern unseren großen Dank aussprechen! Ohne Eure fast ausschließlich ehrenamtliche Mitarbeit wäre unsere Tätigkeit längst nicht so effizient möglich.

Wir freuen uns, dass uns seitens des Ministeriums für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt die Fortführung unserer Zusammenarbeit für die kommenden Jahre in Aussicht gestellt wurde und möchten uns auch beim Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt für die mannigfaltige Unterstützung bedanken.

Ein großes neues Herzensprojekt zur Verbesserung der Storchenhofinfrastruktur und zur Erweiterung unserer Angebotsmöglichkeiten ist unser neues Verwaltungsgebäude. Derzeit wird hierfür der Förderantrag erarbeitet. Wir hoffen sehr, noch in diesem Jahr mit den Sanierungsarbeiten an dem ehemaligen Wohnhaus in der Chausseestr. 14 beginnen zu können. Da die Fördermittel jedoch nur einen Teil der Kosten decken werden, benötigen wir zusätzlich einen Eigenanteil von ca. 50.000 €. Sehr glücklich sind wir, dass die ersten Spenden bereits eingegangen sind. Für weitere Informationen legen wir unseren Spendenaufruf nochmals bei. Spenden an den Storchenhof sind steuerlich absetzbar, um Papier zu sparen versenden wir Spendenquittungen für Spenden unter 100€ jedoch nur noch auf Anforderung. Wir werden in unregelmäßigen Abständen auch auf unserer Internetseite über das Projekt berichten. Seit Einreichen der Projektskizze werden wir hierbei, wie schon im Rahmen des Ausbaus des Umweltbildungszentrums, von unserer LEADER LAG Mittlere Elbe-Fläming intensiv unterstützt.

Am 19. Oktober 2024 wird bei den 31. Sachsen-Anhaltischen Storchentagen wieder ein großes Jubiläum gefeiert: das 45-jährige Bestehen des Storchenhofes in Loburg. Die Höhen und Tiefen und viele emotionale Momente aus diesen Jahrzehnten möchten wir mit vielen alten Bekannten und Wegbegleitern feiern und freuen uns daher über Ihre/ Eure zahlreiche Teilnahme! Veranstaltungsort ist, wie in den Vorjahren, die Stadthalle in Möckern. Das Tagungsbüro wird ab 08:30 Uhr geöffnet sein.

Unentbehrlich bleibt die Unterstützung durch unsere Vereinsmitglieder, Sympathisanten, Gäste und Besucher und das wohlwollende Entgegenkommen von Politik, Verwaltung, Betrieben, Einrichtungen und Vereinen, für das wir uns bei Ihnen/ Euch allen ausdrücklich bedanken wollen. Aus gesundheitlichen und/ oder Altersgründen mussten leider einige langjährige Mitglieder den Storchenhofverein verlassen. Umso mehr freuen wir uns über jedes Neumitglied. Vor allem aus der Fohrder Gemeinschaft konnten wir in diesem Jahr etliche Neuzugänge verzeichnen. Darüber freuen wir uns enorm. Hervorzuheben ist auch die enge Zusammenarbeit mit der NABU-BAG Weißstorchschutz. Bleiben Sie/ Ihr an unserer Seite. Weißstorch, Natur und Mensch brauchen unser aller kontinuierlichen Einsatz.

Mit herzlichsten Dankesgrüßen und den besten Wünschen im Namen des gesamten Vorstandes Ihr/Euer

Christoph Kaatz und alle Storchenhofbewohner



 

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