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Aktivitäten des Vereins

Herbstbrief 2025

Liebe Mitglieder, Förderer, Freunde und Unterstützer des Vereins Vogelschutzwarte Storchenhof Loburg e. V.,

das Jahr 2025 startete recht undurchsichtig, sowohl im übertragenen als auch im wörtlichen Sinne. Nach der im letzten Oktober erhaltenen Hiobsbotschaft der landesseitigen Fördermittelkürzung um rund ein Viertel des bisherigen Betrags mussten wir uns finanziell neu umsehen.

Umgesehen hätten sich auch unsere ersten Pfleglinge des Jahres gern besser. Gleich mehrere Vögel wurden rund um den Jahreswechsel als Opfer schlechter Sichtbedingungen, zum Glück nahezu ausschließlich leicht verletzt, auf den Storchenhof gebracht. Nicht alle diesjährigen Patienten hatten so viel Glück. Von insgesamt 187 aufgenommenen Vögeln konnten bisher 94 Tiere ausgewildert werden. 20 Pfleglinge wurden an andere Einrichtungen abgegeben – entweder zur weiteren Pflege mit Auswilderungsziel (betraf v.a. Kleinvögel), oder in Dauerpflege. 59 Vögel erlagen ihren Verletzungen. Die übrigen 14 Vögel befinden sich derzeit noch in unserer Obhut. Einige besondere Pflegefälle hatten wir in diesem Jahr zu versorgen, unter ihnen ein Storch mit „Zahnspange“ und, erstmalig in der Geschichte des Storchenhofes, ein Großer Brachvogel. Leider mussten wir auch wieder eigentlich vermeidbare Verluste hinnehmen.

Mehrere Störche verunglückten im Straßenverkehr, darunter auch ein Senderstorch kurz nach seiner Auswilderung an derselben Strecke, wie damals Nobby. In Wittenberg wurde ein Altstorch von einem Hund schwer verletzt. Janosch verbrachte einige Zeit gemeinsam mit seinem Küken Hugo auf dem Storchenhof. Während Hugo zu einer Adoptivfamilie zog, widmete sich Janosch seiner weiteren Genesung. Das er wohl nie wieder fliegen können werde, hatte ihm zum Glück niemand gesagt. Zu unserer großen Freude trainiert Janosch inzwischen in unserer Freiflugvoliere kräftig seine Flugmuskulatur und dreht seine Runden gemeinsam mit Jezebel aus Wusterhausen (Dosse) und „Otto von Fohrde“. Janosch war nicht der einzige Storch aus dem Landkreis Wittenberg, der uns in diesem Jahr Sorgen machte.

. Wie bereits im Vorjahr wurde uns ein Jungstorch mit einem auffällig dicken Bauch aus Vockerode gebracht. 2024 ging diese Geschichte nicht gut aus, und auch in diesem Jahr lag einer der Vockeroder Jungstörche bereits tot im Nest. Greta jedoch hatte Glück. Eines Morgens lagen auf dem Boden ihrer Voliere fast 200g Gummibänder. Sie hatte glücklicherweise rechtzeitig ausreichend Gewöllebildner gefressen, um den Unrat auf natürlichem Weg wieder ausspeien zu können.

15.05.2025 Janosch und Küken - Link zum Video
15.05.2025 Janosch und Küken-Video

Auch Rodi aus Rodersdorf im Harz hatte von seinen Eltern die falschen „Regenwürmer“ zu fressen bekommen. Er brauchte mehrere Wochen, bis er seinen Magen von dem Unrat befreit hatte, erholte sich dann aber sehr gut und konnte im Adoptionsverfahren zu Tim und seiner Familie auf der Freiflugvoliere ziehen. Ein ca. 300g schwerer Klumpen aus Gummibändern u.a. kostete einen weniger glücklichen Jungstorch aus Halle das Leben. Seine Geschwister waren – vermutlich aufgrund derselben Ursache – bereits im Horst verendet.

Insgesamt verlief die Storchensaison in Sachsen-Anhalt aber verhältnismäßig ruhig. Flächendeckende größere Verluste wurden uns nicht bekannt.

zwei Hände in blauen Handschuhen zeigen einen Haufen schwarzer Gummibänder
Gummibänder - nach wie vor ein großes Problem

Der Storchenbestand in Loburg stieg sogar erneut an. Allein auf dem Storchenhof hatten wir in diesem Jahr fünf besetzte Nester. In Summe kam Loburg (mit dem Ortsteil Rottenau) auf stolze 13 besetzte Horste, von denen lediglich in einem kein Bruterfolg verzeichnet werden konnte. In letzterem verunglückte der männliche Brutstorch kurz nachdem seine Herzdame ihr viertes Ei gelegt hatte. Mika, wie er später genannt wurde, zog sich bei einem Anflugunfall einen Schlüsselbeinbruch und innere Verletzungen zu. Praktischerweise passierte ihm sein Unfall in fußläufiger Entfernung zum Storchenhof und so konnte er schnell versorgt und im August, mit einem Sender versehen, ausgewildert werden.

Schnabi, der Storch mit der "Zahnspange"

Neben der aufwändigen Pflege von Wildvögeln ist auch unsere Haustierhaltung (Hausgeflügel und Schafe) stets ein Besuchermagnet. Das Füttern von Hühnern, Tauben und Schafen durch unsere Gäste führt zu einer Naturnähe besonderer Art. Auch Wildvögel wie Rauchschwalben (13 Paare), Stare, Haussperlinge, Spechte, Dohlen u.v.m. fühlen sich auf dem Gelände besonders wohl. Das bestaunten auch unsere bisher über 9.000 Besucher. An drei Erlebnistagen bot der Storchenhof zusätzlich Abwechslungsreiches für alle Sinne und jedes Alter. Ein Highlight war unser Nachhaltigkeitstag mit Miniflohmarkt, Kleidertauschbörse und verschiedenen Verkaufs- und Bastelständen. Der Loburger Weg e.V. hat in diesem Jahr das Angebotsspektrum des Storchenhofes an mehreren Terminen bereichert.

Dr. Christoph Kaatz und Prof. Dr. Michael Succow auf dem Storchenhof, August 2025

Begeisterte Besucher waren auch die Teilnehmenden des Succow & Knapp Seminars, welche ihren Weg am 20. August auf den Storchenhof fanden. Neben den Namensgebern und Naturschutzikonen Prof. em. Dr. Michael Succow und Prof. Dr. Hannes Knapp bestand die Gruppe aus 20 Succownauten - jungen Umweltschützenden von verschiedensten Hochschulen in ganz Deutschland. Für dieses hochkarätige Format als Seminarziel dienen zu dürfen, war eine ganz besondere Freude und Ehre für uns.

Das sowohl unsere Besucher vor Ort als auch unsere Online-Fans viel Positives über unsere Arbeit zu sagen haben, macht uns immer wieder sehr glücklich. Auch wenn es viel Zeit in Anspruch nimmt, haben wir unsere Online-Präsenz in diesem Jahr nochmals erweitert. Unsere Spendenkampagne bei Betterplace zur anteiligen Finanzierung unseres Tierpflegers läuft weiterhin. Bisher wurden 60% des notwendigen Betrages für dieses Jahr über diesen Weg gespendet. Unsere Freunde aus Fohrde haben mit mehreren YouTube-Livestreams ebenfalls wieder wichtige Aufmerksamkeit auf unsere Arbeit gelenkt.

Vielen Dank dafür, wir freuen uns schon auf das nächste Mal! Mit unserem WhatsApp-Kanal haben wir unseren Freunden und Unterstützern auf kurzem Weg öfter „mal eben zwischendurch“ ein paar Informationen zukommen lassen. Das hat sich vor allem auch während des durch die Aktion Mensch geförderten barrierefreien „Umbaus“ unserer Website positiv ausgewirkt.

Sanierung Verwaltungsgebäude Vogelschutzzentrum der Vogelschutzwarte Loburg 39279 Möckern, OT Loburg, Chausseestr. 14, Gemarkung Loburg, Flur 11 Flurstück 105, Sanierung Dach
Erläuterungstafel für Sanierung des Verwaltungsgebäudes

Apropos Umbau: Für die Sanierung unseres zukünftigen Verwaltungsgebäudes ist eine große Hürde genommen. Das Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten hat uns eine Förderung in Höhe von 125.000€ aus Landes- und EU-Mitteln bewilligt. Mit den unglaublichen 70.231€ Spendengeldern, die wir zweckgebunden für dieses Projekt von diversen Unterstützern bereits erhalten haben, ist die Finanzierung der Dachsanierung gesichert. Dafür bedanken wir uns herzlich! Ein spezieller Dank gilt auch der LEADER LAG Mittlere Elbe-Fläming, insbesondere unserer LEADER Managerin, Frau Kurzke, die uns stets mit kompetentem Rat und Verständnis zur Seite steht. Damit können wir nun den ersten wichtigen Schritt im Umbauabenteuer angehen und die alte Bausubstanz sichern. Es liegt noch ein weiter Weg bis zu einem nach unseren Vorstellungen nutzbaren Vereinsverwaltungsgebäude vor uns und wir werden für jeden Schritt weitere Unterstützung benötigen. Nun freuen wir uns aber erst einmal auf den Beginn der Bauarbeiten.

All diese Aufgaben mussten wir seit Jahresbeginn mit einer Person weniger im Team bewältigen. Die finanzielle Lage lässt eine Neubesetzung der freigewordenen Mitarbeiterstelle derzeit nicht zu. Diese Arbeitskraft fehlt uns. Glücklicherweise werden wir tatkräftig von unseren Ehrenamtlichen sowie unseren aktuellen und ehemaligen Freiwilligendienstleistenden unterstützt. Auch über einige neue, sehr engagierte Vereinsmitglieder konnten wir uns in diesem Jahr freuen. Euch alle namentlich zu nennen, würde den Rahmen des Briefes etwas sprengen, doch wir hoffen, Ihr wisst, dass Ihr gemeint seid, wenn wir Euch an dieser Stelle aus tiefstem Herzen dafür danken, dass Ihr den Hof mit Eurer positiven Energie und Schaffenskraft in diesem Jahr nicht nur über Wasser gehalten, sondern ein ganzes Stück vorangebracht habt! Im November möchten wir ein Vereinstreffen mit allen interessierten Mitgliedern und Engagierten realisieren. Für weitere Informationen fügen wir ein separates Blättchen bei.

Vorher, am 18. Oktober 2025, kehren wir aber zunächst für die 32. Sachsen-Anhaltischen Storchentage an unseren langjährigen Tagungsort nach Lübars zurück. Unter dem Motto: „Zu viel des Guten – haben wir zu viele Störche?“ freuen wir uns auf informative und lehrreiche Vorträge und angeregte Diskussionen. Über Ihre/ Eure zahlreiche Teilnahme freuen wir uns bereits jetzt! Alle Informationen zur Veranstaltung finden sich in der separaten Einladung.

Die angespannte finanzielle Situation erfordert viel Zeit für das Einwerben von Spenden und Fördermitteln. Diese Zeit würden wir gern unserer eigentlichen Berufung – dem Storchen- und Naturschutz – widmen. Sehr freuen würden wir uns daher, wenn sich dauerhafte Sponsoren für unsere Arbeit fänden. Aber auch über Ihren Lebensweg hinaus können Sie den Storchenhof unterstützen, indem Sie diesen Wunsch testamentarisch festhalten und einen Teil Ihres Vermögens der Vogelschutzwarte Storchenhof Loburg e.V. zuwenden.
Ausdrücklich bedanken wollen wir uns für die unentbehrliche Unterstützung durch unsere Vereinsmitglieder, Sympathisanten, Gäste und Besucher und das wohlwollende Entgegenkommen von Politik, Verwaltung, Betrieben, Einrichtungen und Vereinen. Hervorzuheben ist dabei die enge Zusammenarbeit mit der NABU-BAG Weißstorchschutz und der NABU Ortsgruppe Loburg sowie auch seit diesem Jahr mit dem BUND Sachsen-Anhalt.

Ausdrücklich bedanken wollen wir uns für die unentbehrliche Unterstützung durch unsere Vereinsmitglieder, Sympathisanten, Gäste und Besucher und das wohlwollende Entgegenkommen von Politik, Verwaltung, Betrieben, Einrichtungen und Vereinen. Hervorzuheben ist dabei die enge Zusammenarbeit mit der NABU-BAG Weißstorchschutz und der NABU Ortsgruppe Loburg sowie auch seit diesem Jahr mit dem BUND Sachsen-Anhalt.
Bleiben Sie/ Ihr an unserer Seite für den kontinuierlichen Einsatz zum Wohle von Weißstorch, Natur und Mensch.

Mit herzlichsten Dankesgrüßen und den besten Wünschen im Namen des gesamten Vorstandes Ihr/Euer

Christoph Kaatz und alle Storchenhofbewohner

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