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Der Schwarzstorch - Vogel des Jahres 2025? - der Kandidat - Endspurt

Bereits zum 5. Mal sind die Naturfreunde des Landes aufgerufen, über den Vogel des Jahres 2025 abzustimmen.

Dass unser Herz besonders für den Schwarzstorch schlägt, ist sicher nachvollziehbar. Ja, auch der Kranich ist uns lieb und auch die anderen zur Wahl stehenden Vogelarten. Aber wir werben für den Schwarzstorch.

Link zur Abstimmung für den Schwarzstorch
Link zur Abstimmung für den Schwarzstorch

Dass es in Deutschland zwei Arten von Störchen gibt, dürfte bekannt sein, der sehr bekannte und präsente Weißstorch und der heimliche Schwarzstorch.

Ist der Weißstorch eher ein extrovertierter Kulturfolger, so ist der Schwarzstorch doch eher ein "Introvert"*. Seine Komfortzone liegt weit ab vom menschlichen Trubel in dichten Wäldern.

Gerade über letzteren wird nicht so häufig berichtet, wie über seinen größeren „Bruder“. Das heißt aber nicht, dass er deswegen weniger bedeutsam ist, das Gegenteil ist der Fall. Wahrscheinlich war der Schwarzstorch sogar schon viel früher hier in Deutschland als der Weißstorch und vielleicht auch als der Mensch. Man geht davon aus, dass der Weißstorch, ein Steppenvogel, sich erst in Europa ansiedeln konnte, als die Menschheit begann, Wälder zu roden, um Ackerbau und Viehzucht zu betreiben. Auf diesen Freiflächen konnte der Weißstorch seine Nahrung suchen. Stellt man sich das aus der Sicht des Schwarzstorches vor, saß er gemütlich auf der Couch, dann kommt der Nachbar rein, stellt ungefragt die Wohnung für eine Party um und lädt dann auch noch den anstrengenden Cousin ein, mit dem man auch noch dein Lieblingsessen teilen muss.
*Introvert- Bezeichnung für eher nach innen gekehrte Menschen, hier auch Tiere (junge Sprache/Jugendwort)

Im 19.  und 20. Jahrhundert ging es dann erst richtig los: Durch Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft, durch neue Technologien (Techno-Party sozusagen) wurde ihm das Leben zunehmend schwerer gemacht. Auch der Verlust von Horstbäumen (Sofa geklaut) und Nahrungshabitaten (Kühlschrank leer gefressen) sowie Stromleitungsanflüge (tödlich über das Verstärkerkabel gestolpert) sorgten für einen drastischen Rückgang der Schwarzstorchpopulation in vielen europäischen Ländern. Spätestens durch intensive Bejagung war dann auch klar, wer der größte Party-Crasher von allen ist: Natürlich der Zweibeiner ohne Federn und mit sehr kurzem Schnabel.

In den 1970er Jahren hatte der Schwarzstorch in Sachsen-Anhalt die Party dann endgültig verlassen.

Nur durch geeignete Schutzmaßnahmen, wie die Erhaltung störungsarmer, großflächiger Waldgebiete mit den entsprechenden Still- und Fließgewässern sowie den Schutz von Feuchtgrünland, konnte er überredet werden, sich wieder zurückzuschleichen. Es werden Ruhezonen um bekannte Horste eingerichtet, die Brutbäume und potenzielle Brutbäume, die einen Horst tragen können, werden besonders geschützt.

Etwas mehr als die Hälfte der Brutpaare Sachsen-Anhalts hat sich seitdem im Flachland, wie im Harzvorland, im Drömling, im Fläming angesiedelt, die anderen doch eher im Harz.
Wie es aber um den Harz bestellt ist, weiß inzwischen durch die zahlreichen Berichte in den Medien in den vergangenen Jahren auch beinahe jeder. Die Wälder dort sind krank, teilweise durch Waldbrände vernichtet. Somit fehlt dem Schwarzstorch dort auch wieder Lebensraum. Die Trockenheit fordert auch ihren Tribut; Fließe, die als Nahrungsquelle dienen, führen immer weniger Wasser und somit auch weniger Fische und Amphibien. Waldnahes Brachland wird zu Agrarland.

Ja, es wird bereits viel in unserem Bundesland und bundesweit zum Schutz dieses schönen Vogels getan, ob es ausreicht, wird sich erst in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zeigen.

Der Schwarzstorch wurde zwar von der Roten Liste gefährdeter Tierarten „entlassen“, aber sein Bestand ist unserer Meinung nach keinesfalls auf Dauer gewährleistet, im Gegenteil. Der Brutvogelatlas 2021 für Sachsen-Anhalt zeigt schon wieder einen Rückgang der Brutreviere. Derzeit wird die Population der Schwarzstörche in Deutschland auf 800-900 Brutpaare geschätzt.  Dem gegenüber standen 2023 über 12.000 Weißstorchpaare. Da hat man es als Single-Schwarzstorch nicht so einfach, einen passenden Partner zu finden, vor allem wenn man dazu auch noch introvertiert ist.

Gemischtes Paar in Lüder mit Nachwuchs 2023
Gemischtes Paar in Lüder mit Nachwuchs 2023

Im letzten Jahr hat sich daher Schwarzstorchdame Isis in Niedersachsen einen Weißstorch geangelt und mit ihm zwei hübsch gemischte Kinder bekommen. An sich eine spannende Sache, so eine Misch-Ehe, doch was heißt das für die Schwarzstörche, wenn sowas öfter vorkommt? Zunächst weiß man nicht, ob die beiden Schwarz-Weiß-Storchen-Kinder sich fortpflanzen können. Wenn nicht, wird auch das genetische Material nicht weiter verbreitet. Zusätzlich besteht dieselbe Sorge, wie bei der Mischung von Braunbären und Eisbären, dass die höher spezialisierte und damit vielleicht schlechter angepasste Art (Schwarzstorch und Eisbär) in der weniger hoch spezialisierten und damit flexibleren Art (Weißstorch und Braunbär) untergeht.

Daher sollten wir dafür sorgen, dass es auf den Single-Treffs genug Schwarzstörche gibt, damit auch jeder einen Partner seiner Art abbekommt, wenn er möchte.


Der Storchenhof hat seit bestehen etwa 30 Schwarzstörche behandeln oder versorgen müssen. Allerdings wurden uns die Tiere auch aus benachbarten Bundesländern gebracht.
Die Ursachen waren unterschiedlich: Kollisionen, Flügelbrüche aus ungeklärten Ursachen, Unterernährung und übermäßigen Parasitenbefall. Nicht allen Tieren konnten wir helfen, aber doch wurde die Mehrzahl wieder ausgewildert.
Die Pflege stellt jedes Mal eine besondere Herausforderung dar. Der Schwarzstorch darf sich nicht zu sehr an den Weißstorch gewöhnen und schon gar nicht an den Menschen.

Bis heute wurden 32 Schwarzstörche von uns aufgenommen, z.b. 1987 Friedolin, 1988 Negro und Guro, 1991 Nigra und 1991 Pini.

Es ist leider so, dass uns verwendbare Fotos unserer Schwarzstörche bis zur Digitalisierung der Fotografie fehlen.

In den vergangenen 20 Jahren konnte 5 Tieren nicht mehr geholfen werden. Sie starben oder mussten erlöst werden.

Bis zum großen Wahltag werden wir noch einige Geschichten unserer besonderen schwarzen Perlen veröffentlichen.

und

hier könnt ihr euch unserem Wahlkampfteam anschließen

 

Schwarzstorch Nico kam im Jahr 1994 zu uns. Durch Bindegarnabschnürungen fehlten ihm die Zehen. Er war der erste Storch, bei dem versucht wurde, ihm mit einer Prothese ein halbwegs normales Leben, wenn auch in Gefangenschaft zu ermöglichen. Er half bei der Eingewöhnung von schwarzen Neuzugängen. Erika Herbst widmete ihm eine Seite in ihren Erinnerungen, aus denen die Kopie der Seite (hier als Bild) stammt.
Wie aber leider häufig führte die Prothese zur Überlastung des anderen Beines. Nico verließ uns leider am 2003 für immer, er verstarb.

 

 

Georg, lange Zeit Schwarzstorch-Botschafter des Mitte der 2000er neu gegründeten Vereins, kam 1999 auf den Storchenhof. Keiner weiß, warum er nicht fliegen konnte oder wollte. Auswilderungsversuche 1999 und im Folgejahr scheiterten.
So blieb er bei uns und faszinierte alle Besucher. Georg führte ihnen vor, dass Schwarzstörche nicht klappern, sondern eher pfeifen bzw. singen. und warum sie das auch genau so tun.
Georg zeigte sein schillerndes Gefieder, dass seine Konturen im Wald völlig verschwimmen lassen könnten.

Leider verstarb Georg am 21.01.2016 aus unerfindlichen Gründen.

 

Marlu wurde im August 2008 geschwächt und unselbstständig zu uns gebracht. Der Storch wurde im Kreis im folgenden Frühjahr wieder ausgewildert. Bei der Auswilderung war der MDR mit einem Team dabei. Für die Sendung "Glaubwürdig" wurde unser Dr. Christoph Kaatz porträtiert. die Sendung wurde dann am 26.08.2008 auf dem MDR ausgestrahlt. Leider ist sie online nicht mehr zu finden.

 

Besonders war das Jahr 2018 mit Schorsch und Uli/Houdini. Einen sehr umfangreichen Bericht hatten wir vor 6,5 Jahren hier auf unserer Seite, vor allem über die Auswilderung und was danach geschah.

hier ist die Geschichte nachzulesen.

Moritz 05.04.2020

 

Moritz war ein junger Schwarzstorch aus dem Vorjahr, der im Frühjahr 2020 geschwächt und über und über mit Parasiten bedeckt aus dem Land Brandenburg zu uns gebracht wurde. Er wog gerade einmal 1,8kg wie sich später herausstellte.  Der Vogel war auch nicht mehr in der Lage sich zu wehren, geschweige denn zu fliegen. Einige Wochen später konnte er sich seinen Artgenossen wieder anschließen.

Auch über ihn berichten wir extra.

Paul 11.09.2020 Foto: Günther Röber

Paul im Sonderzug

Paul kam am 16.08.2020 als Jungvogel aus Roßbach im Saalekreis auf den Storchenhof. Auch junge Schwarzstörche sind gut an ihrem Schnabel zu erkennen. Schwarzstorchküken kommen mit einem gelben Schnabel auf die Welt und erst mit dem Erwachsenwerden wird der Schnabel rot. Genau wie beim Weißstorch ist das wahrscheinlich eine praktische Sache, sodass die Jungstörche sofort Eltern (gibt mit Futter, da muss ich betteln) und Geschwister (klaut mir höchstens mein Essen) unterscheiden können. Paul hatte wohl nicht so viel abbekommen im Nest, oder sich auf sich allein gestellt, nicht so gut geschlagen. Zumindest kam er stark geschwächt und mit einem starken Parasitenbefall (Federlinge) auf den Storchenhof. Doch schon am Tag nach seiner Ankunft konnte vermerkt werden, dass ihm Fisch sehr schmeckte, Mäuse aber gar nicht. Selbstverständlich wurde er auch gegen Federlinge behandelt. Zur letzten Herbstauswilderung am 12.09.2020 war Paul dann auch schon wieder fit genug, um ausgewildert zu werden. [Anmerkung: Für Weißstörche ist Mitte-September schon die letzte Chance auf den Wegzug. Weißstorch Libertad, (der sich mit etwas Hilfe selbst ausgewildert hatte) verpasste wohl am 19.10.2023 schon seinen Zug und verbrachte den Winter auf dem Storchenhof.] Schwarzstörche hingegen ziehen teilweise noch Ende September in den Süden.

 

 

Seit inzwischen 6 Jahren vertritt Mori ihre Art im Freilauf auf dem Storchenhof. Als Jungstorch mit verletztem Flügel kam er zu uns aus dem Erzgebirge. Die Flugfähigkeit konnte nicht wieder hergestellt werden. Als Jungvogel die ersten zwei Jahre noch relativ unscheinbar, zeigt Mori jetzt die ganze Pracht ihres Gefieders.

 

Florosa 28.07.2021

 

Mutter Florosa, die Mildtätige

Florosa, ehemals Klaus-Rolf, kam am 28.07.2021 als Jungvogel auf den Storchenhof. Wahrscheinlich nach einer Kollision mit der Fensterfront eines Autohauses in Magdeburg. Zwei Tage später traf auch der Kranich Schöni ein. In der ersten Zeit teilten sich Florosa und Schöni ein Gehege, damit die beiden ein wenig Gesellschaft haben. Florosa konnte sich im gesamten Gehege bewegen, während Schöni lediglich in seinem Strohnest liegen konnte. Oft setzte sich Florosa aber zu ihm. Und dann passierte das Unglaubliche: An einem besonders heißen Augusttag ging Florosa zu ihrem Wassereimer hinüber, nahm einen kräftigen Schluck Wasser auf und trug ihn zu Schöni. Wie es Storcheneltern an heißen Tagen auch machen, brachte sie das Wasser über Schöni wieder hoch und gab ihm so zu trinken und eine kleine Dusche. Natürlich hatte Schöni auch eine Wasserschale neben sich, aber Florosa hatte wohl trotzdem das Bedürfnis, sich zu kümmern. Später musste Schöni leider einzeln weiter gehalten werden.

Florosa 24.08.2021

Florosa war aber weiterhin sehr freundlich und aufgeschlossen gegenüber ihren Mitbewohnern. Bedauerlicherweise stellte sich heraus, dass die Schulter des jungen Schwarzstorches so schwer verletzt wurde, dass sie wohl nicht mehr fliegen können wird. Seit dem 14.02.2024 wohnt sie daher im Tierpark Petersberg bei Halle als Dauerpflegegast. Florosas Paten, oder damals noch Klaus-Rolfs, sind die Darsteller der Kabarett-Gruppe die Kiebitzensteiner. Dieses Jahr ist das besonders lustig, da der Kiebitz der Vogel des Jahres 2024 war. Die Umbenennung erfolgte, weil sich nach der genetischen Analyse einer Federprobe herausstellte, dass es sich um ein weibliches Tier handelt. Auch bei Schwarzstörchen ist das von Außen nicht so einfach zu erkennen.

Damals berichtete sogar der MDR über den Umzug. Das Video ist nicht mehr verfügbar.

 

Wir haben in den letzten Tagen über die Schwarzstörche berichtet, die bei uns auf dem Storchenhof behandelt und gepflegt wurden. Nicht alle konnten ausgewildert werden. Einige wurden in Tierparks abgegeben, andere haben es leider nicht geschafft.

Die Zahl 32 klingt gering Anbetracht der Tatsache, dass der Storchenhof in diesem Jahr sein 45jähriges Bestehen feiert und im Verhältnis zu den über 2.200 bei uns aufgenommenen Weißstörchen. Aber ähnlich ist auch das Verhältnis in der freien Wildbahn.

Aber jeder Vogel, den wir versorgen müssen, ist einer zu viel. Ein Tier zu viel, das der freien Wildbahn fehlt, ein Tier, dessen Lebensraum immer weiter schwindet.

Bitte lesen Sie die ersten Abschnitte noch einmal und geben Sie Ihre Stimme den schwarzen Perlen der Wälder – dem Schwarzstorch.

Der Vogel des Jahres – er bekommt verstärkt Aufmerksamkeit und genießt mehr Zuwendung, vor allem auch, was Schutzmaßnahmen angeht.

Wir setzen uns auch für ihn ein!

 

Abstimmen für den Schwarzstorch
Schwarzstörche – die „schwarzen Perlen der Wälder“ - Storchenhof Loburg

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