In diesem Jahr, in diesem Sommer wurden durch Dr. Michael Kaatz 20 junge Störche auf Bitten der Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts Radolfzell mit Sendern ausgestattet.
Von diesen 21 Störchen waren 8 Störche aus dem Altmarkkreis Salzwedel. Gerade auch die Störche aus dieser Region sind interessant, weil sie auf der sogenannten Zugscheide brüten. Hier treffen Ost- und Westzieher aufeinander und zeugen Nachwuchs, der ebenfalls sowohl nach Westen als auch nach Osten zieht. Ähnlich ist es aber auch in Loburg und Umgebung. Hier wurden 13 Jungstörche mit Sendern versehen.
16 Sender der etwas neueren Generation und 5 Sender aus den Vorjahren kamen zum Einsatz. Die Störche lassen sich über Movebank und über die AnimalTracker App "verfolgen".
Fünf der Störche senden ihre Standorte sehr zuverlässig: Der Siedenlangenbecker Seppl X04P2 aus Marokko, die Loburger Kita-Störchin Gambia X9X54 aus Spanien, der einzige Mahlsdorfer in diesem Jahr Basuto X52K6 aus der Türkei und Socke X04N9, die adoptierte Störchin vom Loburger Haupthorst und Nobbys Nachwuchs aus 2023, aus Kenia. Henning X03H1, das 3.Jungtier aus Henningen meldet sich ebenfalls regelmäßig und zwar von der Halbinsel Sinai aus Ägypten.
Sowohl Seppl als auch Basuto konnten beobachtet und auch fotografiert werden.
Zugkarten auf Google-Maps
Die letzten Daten einiger der jungen Störche liegen schon eine Weile zurück, aber das kann verschiedene Ursachen haben. Möglicherweise befinden sie sich im bekannten Funkloch im Sudan, aus dem uns jedes Jahr die Daten recht schlecht erreichen. Aber auch ein technisches Problem/ein Defekt des Gerätes kann dazu führen, dass die Daten, falls sie überhaupt gespeichert werden können, nicht übertragen werden können. Wenn dann mal ein Kontakt zwischen Sender und Satellit zustande kommt, haben sich so viele Datensätze „angehäuft“, dass die Zeit und die Leistung zur Datenübertragung dann nicht ausreichen, um alles zu übermitteln. So erscheint nur hin und wieder mal eine Koordinate, wenn überhaupt.
Verlieren wir den Kontakt in einer Region, aus der wir sowieso wenig bis gar keine Daten erhalten, werden wir wohl nie vom Schicksal des Vogels erfahren. Dann hilft nur abwarten.
Natürlich können wir auch den Tod des einen oder anderen Storches nicht ausschließen. Solange aber der Tod nicht nachgewiesen ist, sprechen wir von vermisst. Es ist aber auch dafür noch zu früh.
Von den 21 jungen Störchen, die in diesem Jahr mit einem Sender versehen wurden, leben nachweislich acht nicht mehr. Allerdings führten unsere Recherchen, überwiegend über die sozialen Medien dazu, dass die meisten Körper der Vögel und damit auch die Sender gefunden wurden.
Nur anderthalb Monate nach der Beringung und Besenderung wurde das älteste der Jungen vom Münchentor ( X02K6 – Sender von XZ 989 von 2022 – Haupthorst 2) im ernsten Zustand auf einer Weide in Horstnähe aufgefunden. Leider verstarb es kurz darauf.
Im August begann dann der Storchenzug und somit die gefährlichste Etappe im noch kurzen Storchenleben.
Beide Störchinnen aus dem Nest in der Dammstraße wählten die Ostroute. Die Jüngere von beiden ( X9R51 ) kam nur bis Polen. In Wadovice (Kleinpolen) kollidierte sie vermutlich mit einem Gegenstand (Gebäude, Fahrzeug o.ä.), wurde geborgen und dann wegen der schweren Rückenverletzung in einer Tierklinik von ihrem Leiden erlöst. Der Sender wurde nach Deutschland geschickt.
Die beiden kleinen Störchinnen aus Cheine (Salzwedel) ließen sich zunächst Zeit mit dem Abflug, zogen dann aber nacheinander Richtung Osten. X1F18 erreichte den Süden von Polen, flog eines Abends einen Strommast an und verunglückte dort tödlich. Polnische Vogelfreunde sorgten dafür, dass jemand nachschaut und so wurde die Störchin auch aufgefunden. Auch diesen Sender erhielten wir zurück.
Ende August stagnierten die Statusmeldungen von Klaus X02A8 vom Münchentor in einem Gebirgszug in der Türkei. Befreundete Weißstorchschützer, insbesondere der „Storchenvater“ der Türkei Fikret Can, unternahm alles, um etwas über das Schicksal von Klaus herauszufinden und den Sender zu bergen. Jedoch ist das Gelände dort zum Teil in Privatbesitz und das Betreten verboten und außerdem sehr unwegsam. Diesen Sender müssen wir wohl aufgeben. Vom Tod des Storches, höchstwahrscheinlich durch eine Kollision mit Stromleitungen, ist aber auszugehen aufgrund der Datenlage.
Ende August starb der jüngere der beiden Jungstörche aus Siedenlangenbeck X04K1 an einer Stromleitung in Bulgarien. Tierschützer begaben sich auf die Suche nach dem Vogel und fanden auch seinen Körper und bargen den Sender. Ob es ein Stromschlag oder ein Leitungsanflug war, ließ sich nicht mehr feststellen. Die Organisation Green Balkan sicherte den Sender und schickte ihn zurück.
Die einzige Störchin vom Wiesenhorst, Katrin X04T6 zog ebenfalls nach Osten. Anders als die meisten Störche, die Afrika über Ägypten anfliegen, zog sie östlich der Halbinsel Sinai in Saudi-Arabien entlang der Westküste nach Süden. Dort geriet sie Anfang September vermutlich in einen heißen Sandsturm. Wissenschaftliche Mitarbeiter einer Universität in Dschidda konnten Katrins ausgezehrten Körper finden. Inzwischen ist der Sender auch in Deutschland angekommen.
Etwa zur gleichen Zeit verlor Hans X02P7 vom Münchentor bei Malaga in Spanien sein Leben. Der Sender wurde zwar geborgen, aber über die Ursache des Todes konnte uns nichts gesagt werden.
Eines der Jungen aus dem neuen Kita-Horst in Loburg X9B53 verletzte sich vor dem Abflug den oberen Schnabel und brach davon etwa 3cm ab. Leider war es nicht mehr möglich, ihn in Sicherheit zu bringen. Dennoch schaffte er es bis in die Türkei. Seine Etappen waren relativ kurz und die Pausen etwas länger. Nach dem Flug über das Marmarameer machte der Trupp, in dem der Storch mitflog, jedoch kaum Pause. Wahrscheinlich schwächte ihn das dermaßen, dass er schließlich bei Antalya an Entkräftung verstarb. Auch er wurde gefunden und der Sender geborgen.
Anfang September verschwand Anouk X8S12, Adoptivstorch vom Münchentor, im Südosten Frankreichs. Lange Zeit schwieg der Sender. Im November dann wurde es Gewissheit, Anouk kann nicht mehr am Leben sein. Französische Vogelschützer organisierten in den unwegsamen Wäldern der Pyrenäen die Suche und wurden wirklich im Dezember fündig. Der Sender und einige Federn – mehr konnten sie nicht entdecken. Es wird dort vermutet, dass es ein Steinadler war, der dort im Gebiet auch einen Horst hat.
Mit seinem Tod stand fest: kein Junges vom Münchentor hat seinen ersten Zug, ja nicht einmal das erste halbe Jahr überlebt.
Vom Wiesenhorst lebt noch Philipp X04L5, der allerdings nach einem kleinen Unfall während eines Sturmes seit August in Pflege in einer unserer Volieren ist. Nach einem Auswilderungsversuch zeigte sich, dass der Storch zu dem Zeitpunkt noch nicht ausreichend flugfähig war. Nun wird er es im Frühjahr erneut versuchen. Dann wird auch sicher der Sender wieder aktiviert werden.