Normalerweise erstellen wir einen Bericht, wenn die Zugdaten von Mose komplett sind, allerdings lässt uns sein Sender seit einer Woche im Stich. Er sendet wenn, dann nur die Position von 18:00 Uhr MESZ ohne Zwischendaten von seinen Bewegungen.
Aber außergewöhnliche Umstände erfordern außergewöhnliche Reaktionen.
Am Abend des 30. Juni 2022 erfuhren wir, dass sich Mose etwas nördlich von Bünde in Ostwestfalen aufhält. Aber ist es eine Koordinate vom Boden? Wir konnten es nicht beurteilen.
Dennoch nahmen wir über Facebook Kontakt zu einem Storchenfreund aus Bünde auf. Peter Schubert engagiert sich in der Region für den Weißstorchschutz.
„Grüß dich Peter, unser Senderstorch Mose ist in eurer Ecke. da er aber sehr heimlich ist, wird es auch dir nicht gelingen, ihn zu erwischen.“ Mitgeliefert wurden die Koordinaten und ein Screenshot aus GoogleEarth. Kurze Zeit später kam die Antwort: „ich weiß wo das ist. Fahre gerade hin.“
Es machte sich eine gewisse Aufregung breit. Wird er es schaffen? Ist Mose überhaupt am Boden?
25 Minuten später: „Ich hab ihn“
Peter Schubert hat also geschafft, was sonst noch keiner vor ihm geschafft hat. Nach 1.070 Tagen haben wir endlich Fotos von dem erwachsenen Storch Mose, zu dem er in den fast drei Jahren geworden ist. Unzählige Versuche, Kontakte zu knüpfen zu dem Ort, an dem er sich gerade aufhielt, scheiterten. Meist lag es daran, dass sich Mose gleich am nächsten Tag wieder von dannen machte.
„Starallüren“? Man könnte es fast annehmen.
Wir halten seit drei Jahren auch immer noch Kontakt zu der Lehrerin der Patenklasse. Sie war so wie wir gerührt und beeindruckt. Sie hält auch seit Jahren noch Kontakt zu ihren ehemaligen Schülern, die inzwischen andere Schulen besuchen und informiert sie zu Neuigkeiten von Mose.
Moses Gruppe ist kleiner, als wir dachten. Es sind nur vier Störche. Möglicherweise ist es auch nur ein lockerer und befristeter Verbund. Das lässt sich leider nicht sagen, da uns weitere Beobachtungen fehlen. Seine Sichtung kann 100% bestätigt werden durch sehr gut lesbare Ringnummer und den erkennbaren Sender auf dem Rücken.
Einen weiteren Tag blieb Mose bei Steinwedel auf der Deponie mit Kompostierung bevor er am 26. Juni wieder abhob und nach Westen flog. Nach gut 42 km war er dann am Steinhuder Meer angelangt und ging auf einer Wiese bei Flügelhorst nieder.
Erst am 28. Juni gab es wieder Nachrichten über seinen Aufenthaltsort, und wen wundert es, dieser war wieder ein Entsorgungszentrum. Beim Entsorgungszentrum Schaumburg - Recyclinghof Sachsenhagen blieb er auch noch am 29.Juni.
Am 30. Juni startete Mose wieder und flog nun nach Südwesten bis ins Bünder Land im Kreis Herford im nordöstlichen Nordrhein-Westfalen. Gegen 18 Uhr MESZ kam seine Positionsmeldung nahe des Darmühlenbach aus der Umgebung von Muckum, einem Stadtteil der Stadt Bünde.