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Satellitentelemetrie 2022er Jahrgang

Moritz tödlich verunglückt

Wie jeden Nachmittag kurz nach 17:00 Uhr prüfen wir die Positionen der Senderstörche und ihre Bewegungen in den vergangenen Stunden. Wir erwarteten eigentlich keine größeren Veränderungen, außer vielleicht von Moritz. Möglicherweise ist er ja weitergezogen.

Die Koordinaten lagen ungewöhnlich dicht beieinander und beim genaueren Hinsehen taten sie das schon seit dem Abend des 05.07.2023. Da Moritz aber nur ein Mal am Tag Daten übermittelt und der Sender nur bis 17:00 Uhr aufzeichnet, konnte es keiner ahnen.

Eine Nachricht an den Weißstorchbetreuer von Salzwedel, der genau eine Woche vorher das Glück hatte "seinen" Moritz noch zu sehen und zu fotografieren, ging raus. Wir prüften dann gemeinsam telefonisch den genauen Ort, zu dem er fahren musste und stellten dabei auch fest, dort gibt es eine Hochspannungsleitung und Moritz Signale kamen genau von dort.

 

Gegen 18:45 Uhr erhielten wir das Foto mit der Bestätigung.

Es ist anzunehmen, dass Moritz bei inzwischen richtig schönem Wetter noch einmal den Ort wechseln wollte, bevor er wieder zum Betonwerk Tramm zur Nachttruhe fliegt. Das geschah zwischen 18:45 Uhr und 19:00 Uhr. Möglicherweise hat ihn doch genau dann eine Windböe des Sturmtiefs Poly gegen die Stromleitungen geworfen. Man weiß ja, der eigentlich Sturm war zwar vorbei, aber es gab immer noch kräftige und plötzliche Böen.  

Vermutlich war Moritz sofort tot. Viele der Opfer von Leitungsanflügen sterben ja nicht am Stromschlag, sondern an den Verletzungen durch den Sturz. so muss es auch bei Moritz gewesen sein. Er starb nicht an einem Stromschlag, das konnte festgestellt werden.

Ein ganzes Jahr lang durften wir Moritz bei seinem ersten Zug in den Süden begleiten. - mehr nicht. Er war einer der letzten Überlebenden von 17 jungen Störchen, die 2022 mit einem Sender ausgestattet, ihren ersten Zug antraten. Insgesamt nahm er 8.796 Kilometer unter die Flügel und reiste durch 5 Länder.

Er wurde sogar in Marokko gesehen und fotografiert.

Und dann kehrt er zurück und es geschieht so etwas. Vielleicht fehlte ihm doch noch etwas Erfahrung, um mit solchen Bedingungen umzugehen.

 

Was geht in einem Weißstorchbetreuer vor, der eine Woche, nachdem er seinen Schützling noch begeistert lebend sehen und fotografieren konnte und dann auf genau einen Tag nach dem Jahrestag der Besenderung diesen nur noch leblos vorfindet?

Wir können es nur erahnen.

Die Ringe und den Sender nahm er mit. Den Körper von Moritz stellte er dem Kreislauf der Natur zur Verfügung.

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