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Mose

Mose-Fans spüren den Storch im Brutgebiet auf

Familie Meyer hat uns ihre Erlebnisse zugesandt, wie sie Ende Juli versucht haben, Mose zu finden. Sie verfolgen seine Routen von Beginn an.

Am 27.07.2019 wurde ein Jungstorch aus einem Nest bei Köckte zum Senderstorch. Später bekam er auch einen Namen, Mose. Er ist der derzeit "dienstälteste" Senderstorch, dessen Wege über den Storchenhof Loburg beobachtet werden. Sein Bruder Waldemar verschwand im April 2021 spurlos.
Seitdem beobachten wir die Etappen seines Lebens, sofern es uns sein inzwischen sehr schwacher Sender zulässt.
In diesem Jahr wurde er endlich sesshaft und bezog endlich ein Nest, fand eine Partnerin und zog mit ihr ein Junges groß. Und genau das wollten wir mit eigenen Augen sehen.
Genau 5 Jahre und 5 Tage nach der Besenderung machten wir uns am 31.Juli 2024 auf den Weg. Statt der geplanten 2 Stunden Fahrt wurden es staubedingt 3 Stunden. Das letzte Drittel ging es durch eine uns unbekannte Landschaft, den Drömling, nördlich der A2 und von Magdeburg. In beinahe jedem Dorf sahen wir ein bewohntes Storchennest mit 2 oder mehr Jungen, aber auch einige unbesetzte Horste.
Mannhausen im Bördekreis hat sich Mose als Wohnsitz ausgesucht, das ist gar nicht einmal so weit weg von Köckte. Die Region ist landwirtschaftlich geprägt mit unendlichen Feldern und Weiden für die Rinderzucht. Diese Senke im Drömling erstreckt sich bis zur Ohre, nördlich des Mittellandkanals und selbst auf den Karten kann man die weiträumige und kaum besiedelte Landschaft erkennen. Radwege führen entlang des Mittellandkanals und quer durch die Natur. Ansonsten: Ruhe, viel Ruhe – auch mitten in der Woche.

 

Mit dem Auto endet in Mannhausen scheinbar die Welt. Das Dorf ist nach Norden hin eine Sackgasse, vorgegeben durch den gut befahrenen Mittellandkanal. Der größte Betrieb ist dort eine Rinderzucht und genau hier befindet sich der Schornstein mit einer darauf montierten Nisthilfe.
Das war leicht zu finden für uns, wir kamen über die K1136 aus Wegenstedt nach Mannhausen, eine von zwei Zufahrten aus Richtung Süden nach Mannhausen hinein.

 

Ein Storch stand auf dem Nest, aber, mit dem Fernglas war erkennbar, es ist kein Jungstorch. Dann konnte es nur das Weibchen sein.

 

Sie klapperte gegen einen Seeadler, der über dem Betrieb und über dem Nest seine Kreise zog.

Aus den von Mose bisher gesendeten Koordinaten konnten wir schließen, dass er entweder nördlich des Kanals oder südlich des Dorfes auf Nahrungssuche ist. Wir machten die Erfahrung: die nördlichen Wiesen zu erreichen: unmöglich mit PKW. Es wurde auch immer heißer im Auto, die Klimaanlage lief. Und dann: bitte tanken! Aber es war doch noch genug… - nein, war es nicht mehr. Wir mussten uns eine Tankstelle suchen.

Aber danach fuhren wir gleich von Calvörde zurück nach Mannhausen, diesmal aber über Velsdorf, also die andere der beiden Straßen nach Mannhausen . Kurz vor Mannhausen, keine 100 Meter breit war der bereits abgeerntete Streifen an der rechten Straßenseite, aber darauf liefen drei Störche in einiger Entfernung.

Am rechten Straßenrand gab es keine Möglichkeit, das Auto zu parken und ausgerechnet zu dem Zeitpunkt kam auch das einzige Auto weit und breit hinter uns her. Wir fuhren also ins Dorf und wendeten.
Der rechte Storch war unberingt und erwachsen. Einen Storch sah ich gerade noch wegfliegen und erkannte gerade noch einen dunklen Schnabel. Was ist mit dem 3. Storch? Er stand ziemlich tief im Gestrüpp und putzte sich. Der unberingte Storch schaute immer wieder zu uns herüber, dann zu dem anderen, es wirkte unsicher und fragend. Der aber putzte sich weiter und entschloss sich dann, weiter im hohen Bewuchs an einer scheinbar feuchteren Senke im Feld nach links zu laufen.

 

Als er sich einmal vor beugte und ich durch das Fernglas den Rücken sah…. – ich erkannte eine braune „Beule“ – das konnte nur der Sender sein. Ich glaube, hätten mich Fremde beobachtet, die hätten die Rettung geholt. So sehr gefreut hatte ich mich. Das Foto zeigt in etwa, wie ich es in dem Moment wahrgenommen hatte.

Aber, leider entschied sich Mose, weiter in das Feld von uns und von der Straße weg zu laufen. Dabei war der Abstand schon vorher an die 100 Meter (geschätzt). Mose scheint also ein Storch zu sein, der lieber etwas zurückgezogen lebt, was ja auch die Standortwahl zum Brüten zeigt.

Dabei gelang Holger auch das Beweisfoto. Wir hatten nicht die beste Fototechnik zur Verfügung, aber selbst im Zoom in der Kamera konnten wir den Ring und den Sender erkennen. Diese eine von vielen Aufnahmen war brauchbar als Beweisfoto. Auf anderen war meist nur der Sender vage erkennbar.
Als wir Mose dann endgültig aus den Augen verloren hatten, fuhren wir zurück nach Mannhausen.

 

Auf dem Schornstein stand das Jungtier.

 

Am Liebsten hätten wir dann auch das Hinweisschild des Biosphärenreservats zum Brutergebnis dazu geschrieben: Brutstorch männlich: Senderstorch Mose.
Wir warteten noch und entschlossen uns dann, doch heimwärts zu fahren. Als wir wieder genau an dem Feld vorbeikamen: weit und breit nicht eine weiße Feder! Es war also auch wieder ein Zufall gewesen. Genau wie der, dass wir schlechte Wege fuhren, die Klimaanlage zu viel Sprit schluckte, wir tanken mussten und dann genau diese Straße wählten.

Danke Mose, dass wir dir trotz alledem live und in Farbe begegnen durften.

Wir wären sehr froh, wenn wir das Ganze im kommenden Jahr während der nächsten Brutsaison wiederholen könnten.
Pass auf dich auf!

 

 

Nachtrag:
Ursprünglich war auch angedacht, auch nach Håljer zu schauen, denn dieser ist keine 10km von Moses Nest in der Ohreniederung unterwegs. Da wir nun aber auch die Gegend gesehen haben und Håljers potentielle Aufenthaltsorte, verwarfen wir diese Idee.  Er sendet zwar regelmäßig, aber auch nur zwei Koordinaten am Tag und er hat keinen festen Bezugspunkt, so wie Mose seinen Horst. Meist ist der Storch auch abseits von Siedlungen dort unterwegs, es wäre die Suche nach der Nadel im Heuhaufen und dafür war die Zeit zu knapp.

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