Am Nachmittag des 05.06. erhielten wir Anrufe von uns unbekannten Menschen, dass an der B246 ein Storch liegen würde.
Es war ein Schock, als sich unsere schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten. Es war Nobby.
Schon am Morgen war er dort, um nach Nahrung für seine Jungen zu suchen. Die Felder ringsherum sind leer, die Wiesen trocken. Am Straßenrand blüht es. Er hatte erst jetzt diese Nahrungsquelle mit kleinen Insekten oder Raupen entdeckt.
Ein Trost ist es, dass er mit ziemlicher Sicherheit nicht gelitten hat, sondern sofort tot war. Sein Genick war gebrochen. Die Schulterverletzungen hat er nicht mehr gespürt.
Selbst wenn er schnelle Hilfe bekommen hätte, sofern der Fahrer des Unfallfahrzeugs sich gemeldet hätte, es wäre umsonst gewesen.
Als er 2017 erstmals auf dem Storchenhof erschien, war die Situation ähnlich, wie in diesem Jahr. Nur, dass der spätere Nobby nicht kämpfen musste, um den Horst zu erobern. Der angestammte Brutstorch war nicht rechtzeitig da. Damals war es Albert, der allerdings auch nicht wiederkam. Zwei Jahre später gelang es uns, Nobby einen Ring und den Sender zu „verpassen“ , den Namen bekam er von seiner Patin.
Es war ein aufgearbeiteter älterer Sender, der im Laufe der Jahre immer seltener Kontakt zum Satelliten aufbauen konnte. So ließ er uns während des Frühjahrszuges des Öfteren im Ungewissen.
Nobby war uns ein treuer Brutstorch auf dem Haupthorst des Storchenhofes. Er und seine jeweilige Partnerin haben 22 Jungstörche aufgezogen, davon 9, die nicht seine eigenen waren.
Alle waren so froh, dass er sich dann doch nach seiner Vertreibung aus Loburg in der Nähe niedergelassen hatte.
Nobby war ein starker gut genährter Storchenmann und er hätte sicher auch seine Jungen mit seiner polnischen Partnerin zum Ausfliegen gebracht.
Nun mussten wir sie doch aus dem frisch erbauten Horst holen und werden sie bei uns aufziehen.
Am nächsten Tag wurden die beiden Jungen aus dem Nest geholt. Die kleine Polin hätte die Aufzucht allein nicht geschafft. Sie wachsen jetzt bei uns auf dem Storchenhof auf.
Mitarbeiter des Storchenhofes ist es eine Ehre, für die Kinder von Nobby und der polnischen Störche die (Erst-)patenschaft zu übernehmen.
Storchenhof Loburg trauert um Storch "Nobby"
Zitat:
"Der Storchenhof Loburg meldet den Tod von Senderstorch „Nobby“. Er ist tot am Straßenrand aufgefunden worden. Sein Tod ist auch das vorläufige Ende eines Traumes.[...]
Die Betroffenheit ist dem Vereinschef und Gründer der Vogelschutzwarte Loburg anzumerken. „Ich habe geheult, als ich am Montag die Nachricht erhalten habe“, berichtet Kaatz. Storch „Nobby“, der seit Jahren im Sommer den Haupthorst des Storchenhofes besetzte, ist an der B 246 zwischen Rottenau und Schweinitz angefahren und getötet worden."