Die wohl bekannteste europäische Storchenart ist der Weißstorch (ciconia ciconia). Er war 1984 und 1994 in Deutschland Vogel des Jahres.
Größe eines erwachsenen Weißstorches
Das Gefieder ist weiß, nur die Schwungfedern und Teile der Oberflügeldecken sind schwarz, Schnabel und Beine sind rot. Männchen und Weibchen sind äußerlich nur schwer zu unterscheiden, auch ihr Alter ist nicht erkennbar. Die Jungvögel haben im Gegensatz zu den Altvögeln keine verlängerten Federn am Vorderhals. Auch die Färbung der Beine und des Schnabels ist zunächst dunkelgrau, später orange und erreicht das markante Rot erst engültig mit Erreichen der Geschlechtreife nach etwa 2 bis 3 Jahren.
Der Hals ist im Fluge ausgestreckt, nicht wie bei Reihern s-förmig zusammengelegt. Störche sind Gleichgewichtskünstler, können lange auf einem Bein stehen und können im Stehen schlafen. Ihr häufiges Stehen auf einem Bein dient auch der Temperaturregulierung.
Da die Stimme des Weißstorchs nur schwach ausgeprägt ist, verständigt er sich durch lautes rhythmisches Schnabelklappern; vor allem sein Balzritual geht mit ausgiebigem gemeinsamem Schnabelklappern einher. Verschiedene Varianten des Klapperns: von Begrüßungszeremonie bis zu aggressivem Drohklappern. Das Klappern bekommt der Storch sozusagen in die Wiege gelegt. Schon die Allerkleinsten üben sich kräftig darin, denn es heißt für die Eltern soviel wie: "Ich bin gesund und habe Hunger!".
Der Weißstorch ist ein typischer Kulturfolger. Als einziger Großvogel, der sich eng an den Menschen angeschlossen hat, nistet er vorwiegend auf Dächern, Schornsteinen und Strommasten. Störche suchen ihre Nahrung im offenen Sumpf, auf Auwiesen und Feldern. Besonders wichtig sind feuchtes Grünland, das periodisch überschwemmt wird, Teiche und Weiher und extensiv bewirtschaftete landwirtschaftliche Flächen. Nur dort kann er ausreichend Nahrung für sich und seine Nachkommen finden.
Der Storch ist auf keine Nahrung spezialisiert, sondern frisst die Beute, die ihm "vor den Schnabel kommt". Deshalb bezeichnet man den Weißstorch als Nahrungsopportunisten. Sie ergreifen ihre Beute hauptsächlich während des Schreitens mit nach unten gerichtetem Kopf und Schnabel. Ihre Speisekarte ist recht abwechslungsreich, sie ernähren sich von Kleinsäugern (Mäusen), Fröschen, Regenwürmern, Eidechsen, Ringelnattern, Fischen, großen Insekten und ihren Larven. Regenwürmer spielen im zeitigen Frühjahr und für kleine Jungvögel eine wichtige Rolle. Gern frisst der Storch in Afrika auch die dort massenhaft auftretenden Wanderheuschrecken, weshalb er dort auch "Heuschreckenvogel" genannt wird.