Der Frühling bringt die Störche zurück! Auch auf dem Storchenhof in Loburg wurden sie erwartet, und am 10. April 1994 stand so ein Adebar auf dem Haupthorst, war es der Prinz? Der Storch war unberingt, das stimmte schon mal.....In den nächsten Tagen zeigte auch sein vertrautes Verhalten, dass wir unseren Storch vom Vorjahr wieder auf dem Horst hatten. Und dann kam am selben Tag wie im Vorjahr, nämlich am 23. April, seine unberingte Störchin, das Prinzesschen. Über viele Jahre konnten wir beobachten, dass Störche "feste Ankunftszeiten" haben, die mal um eine Woche differieren können, denn, das ist auch eine Beobachtung, so lange wird auf den Partner gewartet. Das ist angemessen, wie Dr. Kaatz meint! Aber danach hat man es eilig, sich einen neuen Partner heranzuklappern, schließlich kommt man nicht von soweit her, um dann die ganze Brutsaison allein auf so einem schönen Horst herumzustehen.....
Es dauerte wiederum auch nicht lange, und das 1. Ei lag im Horst. Es wurden 4, wie im Vorjahr, und alle Jungen gediehen prächtig, die beiden hatten ja schon "Übung" darin!
Dieses Paar sollte nun auch Ringe bekommen, damit wir sie immer zweifelsfrei wieder erkennen konnten. Dazu musste man sie aber erst einmal haben! Unsere Zwei hatten mit 4 Jungen reichlich zu tun, das Futter herbeizuschaffen, und wir hatten gesehen, dass sie in unbeobachteten Augenblicken die Pflegestörche im Auslauf "besuchten", um ihnen das Futter zu stehlen! Sie sahen sich dann immer ängstlich um, jeden Moment startklar, wenn jemand kam. Aber die "leichte Art" an Futter zu kommen reizte wohl zu sehr!
Das wollten wir uns nun zunutze machen, um sie zu fangen. Im Auslauf wurde eine Netzkonstruktion mit hochgezogener Falltür aufgestellt, und diese Falle wurde mit Futter bestückt. Das Futter für die Pflegestörche stand nun in den Gehegen, dahinein trauten sie sich vorerst nicht. Wir wiegten sie wochenlang in Sicherheit, denn, wenn die Falle zuschnappte, musste das klappen, sonst konnten wir die ganze Aktion vergessen! Waren sie gewarnt, würde das nicht noch einmal gelingen.
Die vier ewig hungrigen Jungstörche aber sorgten dafür, dass die Eltern sich die Sache mal etwas genauer ansahen. Aber Wildstörche sind, und das ist gut so, extrem vorsichtig! So lagen wir, unsichtbar für unsere Zwei, ständig probeweise mal auf der Lauer; es strapazierte die Nerven ganz schön!
Und dann gab es noch einen zweiten Grund: Unsere Beiden sollten Sender bekommen, mit denen ihre Wege erforscht, und vor allem, was sie unterwegs und in den Überwinterungsgebieten taten, untersucht werden konnte: Wo sind Rastplätze, wo sind Gefahren, wie ist überhaupt ihr Zugverhalten.....
Störche werden seit 1902 beringt, so dass man die Wege kennt, aber was geschieht "dazwischen"? Das versprach eine spannende Sache zu werden....
Um es kurz zu machen: Prinz und Prinzesschen erhielten einen Sender, der allerdings noch mit einer Batterie betrieben wurde. Er wird wie ein "Rucksack" getragen, und wog ca. 80 g. Auch Ringe bekamen sie, den Personalausweis, der unser Prinzesschen, als sie tot gefunden wurde, ja zweifelsfrei identifiziert hat... Aber noch ahnten wir nicht einmal, wie berühmt sie werden und dass sie 13 Jahre für die Wissenschaft fliegen sollte! Ein Glücksfall, diese lange Beobachtungszeit eines einzigen Tieres!
Dann waren, als es Zeit wurde, wieder die Kinder fort, und auch unsere Senderträger haben sich auf den Weg gemacht, verfolgt über eine Technik, die Satellitentelemetrie, beim Weißstorch erstmals angewandt auf dem Storchenhof Loburg.