Ursprünglich war der Weißstorch in Afrika heimisch. Erst später hat sich der Zug nach Europa für den Storch als vorteilhaft erwiesen, da hier während des Brutsaison eine ökologische Nische besetzt werden konnte. Weißstorche brüten in vielen Teilen Ost- und Westeuropas, in Kleinasien und in Nordafrika.
In unseren Breiten können sie aber den Winter nicht überleben, da ihre Hauptnahrung, wie Regenwürmer, Fische, Frösche, Schlangen, Eidechsen, Mäuse und Maulwürfe, nicht mehr verfügbar ist. Alljährlich im Spätsommer verlassen die Vögel darum ihre Brutgebiete und ziehen südwärts nach Afrika, um dort den Winter zu verbringen.
Die Jungen sind nun unabhängig von ihren Eltern. Sie sammeln sich in größeren Trupps und ziehen noch vor den Alttieren ab. Die Zugrichtung ist ihnen angeboren. Sie benötigen daher keine Führung durch die Eltern, die etwa eine Woche nach den Jungen aufbrechen. Jungstörche kehren im ersten Sommer nicht oder nur teilweise ins Brutgebiet zurück. Ihr Verbleib in Afrika ist bisher wenig erforscht.
Um die großen Entfernungen auf dem Zug von durchschnittlich 150 - 300 km täglich zurücklegen zu können, verhalten sich Störche wie Segelflugzeuge. Sie nutzen warme Aufwinde (Thermiken) und lassen sich ohne Flügelschlag in große Höhen tragen, um zum Fuß eines neuen Aufwindes zu gleiten. Im aktiven Ruderflug könnten die Störche die langen Strecken in die Überwinterungsgebiete nicht bewältigen.
Fehlende Thermik ist übrigens auch ein Grund, warum Störche nicht direkt über das Mittelmeer nach Afrika fliegen. Die riesige Wassermasse des Meeres erwärmt sich bei Sonneneinstrahlung viel langsamer als das Festland, deshalb bildet das Mittelmeer für die ziehenden Störche eine unüberwindliche Barriere. Nur in Einzelfällen gibt es Storchenzug über Sizilien nach Tunesien.